Winter
4./5.12.2016 Ein wunderschöner Winterabend auf den Spuren der Stahlherstellung in Duisburg: Landschaftspark und aktive Stahlwerke
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Erstellt: 23. Dezember 2017
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Zuletzt aktualisiert: 27. Dezember 2017
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Geschrieben von René
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Nachdem ich seit 2010 nicht mehr im
Landschaftspark war, übte dieser wieder eine magische Anziehungskraft aus, der ich nicht widerstehen konnte :) Also habe ich mir einen schönen Winterabend ausgesucht und mich auf den Weg in das ehemalige Hüttenwerk Meiderich gemacht, welches am Wochenende wunderschön beleuchtet ist. Dort gab es einen magischen Sonnenuntergang und eine tolle nächtliche Stimmung. Anschließend habe ich mir den legendären, aber inzwischen gesperrten Matenatunnel angesehen. Das Finale der Fototour war dann die wunderschöne Aussicht vom Alsumer Berg auf die Kokerei und aktiven Hüttenwerke im nördlichen Duisburg.
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Hoch Uwe herrschte eisern am mitteleuropäischen Himmel und putzte ihn meistens blitzeblank, während es nachts verbreitet Bodenfrost gab. So auch am 4. Dezember, als ich gerade zum goldenen Abendlicht ankam. Der Hochofen 1/2 wurde in dieses magische Licht getaucht:
Die Funktionsweise des Hochofens: Aus dem Möllerbunker links außerhalb vom Foto wird der sogenannte Möller, also eine Mischung aus Eisenerz und Zuschlagstoffen und außerdem Koks (in Kokereien aus Steinkohle gewonnen) über den Schrägaufzug in den oberen Teil des Hochofens transportiert. Dessen Antrieb ist im Windenhaus links vom Aufzug. Mit ca. 1300 °C heißer Luft, dem so genannten Heißwind, wird dies im Hochofen zu Roheisen geschmolzen und unten in der Abstichhalle mit Torpedo- oder Pfannenwagen zum Stahlwerk transportiert. Oben am Hochofen wird das anfallende brennbare Gichtgas abgezogen, zuerst im Staubsack (hinter dem Schrägaufzug) gereinigt und in den je drei Winderhitzern rechts durch Zusatz von stärker brennbarem Gas aufgeheizt und als Heißwind wieder in den Hochofen geleitet.
Ich bin schnell auf den Hochofen 5 gestiegen, um den Sonnenuntergang über dem Westen von Duisburg zu fotografieren. Hier auf halber Höhe mit Blick auf die Gasreinigung links:

Auf der obersten Bühne in ca. 70 Metern Höhe über dem Boden hat man eine sagenhafte Aussicht. Die
Winderhitzer (Cowper) wurden ebenfalls in das goldene Licht getaucht und es gab einen Venusbogen am Osthorizont:

Schon verabschiedete sich die Sonne und ließ das weitläufige Gelände des Landschaftsparks im Schatten:

Sie ging hinter dem ThyssenKrupp Steel-Werk in Duisburg-Ruhrort unter:

Der Blick auf Meiderich und das Zentrum von Duisburg selber mit dem Hafen dahinter:

Der Fachwerkturm direkt rechts hinter der Meidericher Kirche gehört zum Heizkraftwerk Hochfeld der Stadtwerke Duisburg und der große Schornstein ganz rechts zu einem kleinen Hochofenwerk direkt am Hafen.
Langsam ging der Erdschattenbogen auf und die bunte Beleuchtung des ehemaligen Hüttenwerkes wurde langsam sichtbar:

Seilscheiben des Schrägaufzuges zum Beschicken des Hochofens:

Etwas nördlich vom eben erwähnten ThyssenKrupp Steel-Werk Ruhrort steht die Kokerei Schwelgern mit dem benachbarten Hüttenwerk ebenfalls von ThyssenKrupp und davor verläuft die Autobahn 42:

Hinten links kann man auch den Alsumer Berg erkennen, der die Kulisse für das Finale dieser Fototour bot.
Die Gicht der alten Hochofengruppe 1/2 mit dem immer weiter aufgehenden Erdschattenbogen:

Auch hier machen sich langsam die Liebesschlösser breit:

Die ganze Aussicht auf den Möllerbunker sowie die Hochöfen 1 und 2:

Die Aussicht nach Westen mit dem Windenhaus und Krokodil (Verladebrücke auf dem Möllerbunker):

Der Blick herunter auf die Gichtgasreinigung und den Schrägaufzug mit Windenhaus:

Der Erdschattenbogen ist komplett aufgegangen und die Lichtershow ging in der blauen Stunde richtig los:

Der Blick durch das Gerüst des Hochofens auf die 140 Meter lange Kraftzentrale:

Noch einmal habe ich die Aussicht auf die älteren Hochöfen und die Winderhitzer mit dem Fisheye fotografiert:

Die Gicht des Hochofens mit der Beschickungsschleuse und den riesigen Gichtgasrohren:

Das giftgrün beleuchtete Krokodil:

Der Schrägaufzug, über den der Hochofen mit Loren beschickt wird, vom Windenhaus aus gesehen:

Als nächstes war dann die Abstich- bzw. Gießhalle an der Reihe. Ein industrielles Stillleben:

Die Halle mit Kontrollanzeigen und dem Deckenkran:

Der untere Teil vom Hochofen mit der dicken Heißwindringleitung:

Hier wurde das geschmolzene Roheisen abgestochen und dann in Torpedo- bzw. Pfannenwagen gefüllt.
Der Hochofen von außerhalb der Gießereihalle gesehen:

Viele Leitungen führen von/zur Gebläsehalle und Gasometer:

Nun habe ich mir ein fotogenes Plätzchen gesucht, wo die Kamera ca. 45 Minuten verweilen konnte. Dies ist dabei herausgekommen:

Die Sterne rund um den Polarstern konnte man erstaunlich gut sehen und links sorgte die Kokerei Schwelgern mit Ablöschvorgängen für den gelben Schein.
Hier ist dasselbe Foto in gerade, also ohne Fisheye-Verzeichnung:

Anschließend habe ich noch eine "normale" Aufnahme von den Hochöfen gemacht:

Die Gleise vor den Hochöfen zum Transport des Roheisens:

Als nächstes war der Platz an der Gebläsehalle dran, wo man einen wahren Farbenrausch mit dem Hochofen 1/2 und der Gaswäsche Ost fotografieren kann:

Die geschwungenen Träger aus der Gießhalle können ein Dach für Veranstaltungen tragen.
Hochofen 1/2 von der anderen Seite aus gesehen:

Der Einspritzdüsenkühler und die Gicht des Hochofen 2:

Den Hochofen 5 sieht man von hier auch gut und besonders die grün beleuchtete Gichtgasreinigung:

Impressionen aus dem Möllerbunker:


Auf der anderen Seite des Möllerbunkers sind zwei Absetzbecken, die für eine tolle Spiegelung sorgen:

Der Kühlturm vor den Absetzbecken:

Auch in der Emscher spiegelt sich der Landschaftspark:

In der Nähe vom Eingang am Parkplatz steht ein Torpedo- und Pfannenwagen, die in Jünkerath in der westlichen Vulkaneifel hergestellt wurden:

Nachdem ich über fünf Stunden im Landschaftspark fotografiert habe, war es Zeit für eine Pause, in der ich mich aufwärmen und etwas essen und trinken konnte. Frisch gestärkt bin ich zum Westportal des mittlerweile gesperrten
Matenatunnels mit der charakteristischen Gabelung vom Gehweg gefahren:

Der Tunnel unterquert das Stahlwerk Bruckhausen. Er ist seit vielen Jahren in einem sehr schlechten Zustand und musste daher immer wieder für Reparaturarbeiten gesperrt werden. Seit 2013 ist er dauerhaft gesperrt und wird zur Zeit mit Hüttensand verfüllt, wobei das denkmalgeschützte Bauwerk erhalten bleiben soll.
Ganz in der Nähe lag mein letztes großes Ziel für diese Fototour: Die Montanindustrie im Nordwesten von Duisburg direkt am Rhein.
Hier ist die
Kokerei Schwelgern, eine der größten und modernsten Kokereien auf der Welt, wo gerade Koks abgelöscht wurde:

Ich bin auf den
Alsumer Berg gestiegen, von wo man eine noch bessere Sicht auf die Kokerei und das benachbarte
Stahlwerk Schwelgern von ThyssenKrupp Steel hat:

Duisburg ist der größte deutsche Standort der
Eisenverhüttung.
Bei diesem Ablöschvorgang regnete das kondensierte Wasser sichtbar aus der Dampfwolke ab:

Die beiden 250 Meter hohen Schornsteine gehören zur Sinteranlage des Stahlwerks und sind die höchsten eines Stahlwerks in Deutschland
Die Koksofenbatterien mit dem Tele fotografiert:

Die Industrie und das Gedenkkreuz für das im 2. Weltkrieg zerstörte Fischerdorf
Alsum:

Auf dem südlichen Aussichtspunkt des Berges hat man eine ganz andere Aussicht, nämlich auf das Heizkraftwerk Hamborn mit dem Kühlturm und dem grünen Kesselhaus sowie auf den südlichen Teil vom TKS-Stahlwerk Bruckhausen:

Hier sieht man das Oxygenstahlwerk, welches auch zum Stahlwerk Bruckhausen gehört:

In diesem Ausschnitt sieht man mein erstes Ziel von dieser Fototour - den Landschaftspark Duisburg-Nord, so schließt sich der Kreis bei meiner abendlichen Stahltour:

Das Timing konnte nicht besser sein, denn bei der dunkelsten Belichtung der Belichtungsreihe für diese Aufnahme kurz vor 1 Uhr ging die Beleuchtung vom Landschaftspark aus.
Der südliche Teil vom TKS-Stahlwerk Bruckhausen mit dem neuesten, vollverkleideten Hochofen ganz links:

Vom Deich vor dem Alsumer Berg sieht man das
Kraftwerk Walsum mit dem 181 Meter hohen Kühlturm und dem 300 Meter hohen Schornstein:

Zu guter Letzt habe ich noch das einigermaßen schmucke Ostportal vom Matenatunnel fotografiert:

So endete meine abendliche und nächtliche Fototour auf den Spuren des Eisens in der deutschen Stahlhauptstadt Duisburg. Ich hoffe, die Eindrücke und Informationen haben euch gefallen.
Gruß René